Stillen ist die bestmögliche Nahrung für Säuglinge. Die Muttermilch passt sich den wechselnden Bedürfnissen der wachsenden Babys wunderbar an. Stillen kann am Anfang eine Herausforderung für alle Beteiligten sein.
Eine bequeme und entspannte Lagerung während dem Stillen ist sehr wichtig. Achtet auf eine entspannte Schulter- und Armposition. Deckt euch nach Wunsch und Möglichkeit mit Hilfsmitteln wie Stillkissen oder Fussablage ein. Mami und Neugeborenes sollen sich beim Stillen wohlfühlen. Wichtig bei allen Stillpositionen: Das Baby kommt zur Brust und nicht die Brust zum Baby. Ziel ist es, die Brust korrekt zu entleeren und die Brustwarzen zu schonen.
Vorbereitung aufs Stillen
- Legt vor dem Stillen alles griffbereit, wie zum Beispiel Kissen, Getränk, Zeitschrift usw.
- Sorgt dafür, das ihr beide bequem sitzen oder liegen könnt
- Beobachtet bei Stillbeginn, die das Kind die Brustwarze im Mund hat, ein weit geöffneter Mund ist wichtig, damit auch Teile des Warzenhofes erfasst werden.
- Ein Abwechseln der Stillpositionen kann wunde Brustwarzen oder Milchstau vorbeugen!
Stillpositionen
Stillen im Liegen
Stillen im Liegen ist die bequemste Position für in der Nacht, dabei kannst du dein Kind in Seitenlage, Bauch an Bauch, an dich heranziehen. So kann es die Brustwarze gut fassen und du kannst entspannt weiterschlafen. Ist das Kind satt, lässt es einfach los und ihr beide schlaft gemütlich weiter.
Stillen im Sitzen
Wiegehaltung
Dies ist die „klassische Position“. Du hast ein Kind dabei auf deinem Unterarm, ebenfalls Bauch an Bauch, und führst es zur Brust. Wichtig ist bei dieser Position, dass dein Arm gut abgestützt auf einem Kissen oder einer Lehne liegt, damit Schulter und Arm entspannt sind. Der Mund des Babys liegt auf gleicher Höhe wie die Brustwarze der Mutter. Ohr, Schulter und Rücken des Babys bilden eine Linie.
Kreuzhaltung
Die Kreuzhaltung ähnelt der Wiegehaltung. Im Unterschied zu dieser liegt das Kind nicht auf dem Unterarm, sondern auf einem Kissen. Du unterstützt das Kind mit deiner entgegengesetzten Hand am Hinterkopf und am Rücken. Bei Bedarf kann die Brust im C-Griff (auf einer Seite der Daumen, auf der anderen Seite vier Finger) mit der freien Hand angeboten werden. Dies ist vor allem bei unruhigen Kindern oder flachen Brustwarzen von Vorteil.
Rückenhaltung
Die Rückenhaltung ist auch bekannt als Footballhaltung oder Rückengriff. Diese Position ist gut zur Entleerung der äusseren Seite der Brust geeignet (bei Milchstau in der Brust-Aussenseite. Das Baby liegt seitlich unter dem Arm der Mutter eng an ihre Körperseite geschmiegt. Die Füsse des Babys zeigen nach hinten. Du hast dabei dein Kind gut im Blick und hast noch eine Hand frei, um zu trinken oder das Kind zu stimulieren, wenn es schläfrig wird.
Ihr werdet schnell merken, welches eure Lieblingsposition sein wird. Wichtig jedoch ist, die Position immer wieder zu wechseln, damit die Brust gleichmässig entleert wird. Dort wo nämlich das Kinn deines Kindes hinzeigt, wird die Brust am besten ausmassiert.
Brustkontrolle
Ganz wichtig während der ganzen Stillzeit ist die Kontrolle deiner Brust. Einmal am Tag, nach dem Stillen, sollst du deine Brust abtasten und auf Verhärtungen, Rötungen oder schmerzempfindliche Stellen prüfen. Dies können erste Anzeichen für einen Milchstau oder eine Brustentzündung sein.
Falls solche Symptome bei dir auftreten, stille auf jedem Fall weiter. Du kannst während dem Stillen versuchen, die Stelle zu massieren und in Richtung Brustwarze zu streichen. Ebenfalls kann es hilfreich sein, vor dem Stillen ein warmes, nasses Tuch für ca. 5 Minuten auf die Brust zu legen. Die fördert den Milchfluss und steigert die Durchblutung, was hilft, die Milch abfliessen zu lassen. Nach dem Stillen kannst du Coldpacks (nur aus dem Kühlschrank, nicht aus dem Gefrierer!) oder ebenfalls ein nasskaltes Tuch auf die Brust legen. Auch Wickel mit Kohlblättern, leicht ausgewalzt in den BH, oder Quarkauflagen können helfen, entzündete Areale der Brust zu lindern. Melde dich gerne bei mir, wenn solche Symptome auftreten.
Milchstau/Mastitis
Halten die oben genannten Symptome mehr als 24 Stunden an oder kommen Symptome wie Fieber, Schüttelfrost, Erschöpfung und Grippegefühl hinzu, musst du unbedingt Hilfe suchen. Du kannst dich bei mir oder bei deinem Gynäkologen melden, falls diese keine Zeit haben, geh bitte zu einer Stillberatung oder auf einen Notfall. Oft muss mit entzündungshemmenden Schmerzmitteln und teilweise auch mit Antibiotika behandelt werden.
Das Wichtigste bei solchen Symptomen ist Ruhe und Weiterstillen. Kein Haushalt, kein Kochen, kein Aufräumen oder Besuch ist angesagt. Das Einzige was du sollst, ist Stillen und im Bett liegen, denn Stress verschlimmert ganz oft die Symptome oder ist sogar der Auslöser für den Milchstau oder die Mastitis. Ebenfalls kannst du darauf achten, einen gut sitzenden BH zu tragen. Sitzt dieser nicht richtig, kann es einen Milchstau begünstigen.
Brustwarzenpflege
Zur Brustwarzenpflege empfehle ich Prävention. Vor allem an Anfang der Stillzeit ist es normal, dass die Brustwarzen gereizt sind. Lanolin kann da eine gute Hilfe sein. Lanolin ist Wollfett und 100% natürlich und du musst es vor dem Stillen nicht entfernen. Vor der Stillmahlzeit aufgetragen, dient es als eine Art Schmiermittel zwischen Brustwarze und Mund des Kindes.
Hilfreich können spezielle Pflegepads oder Auflagen sein, ich berate dich dazu gerne. Ebenfalls gut für gereizte Brustwarzen ist Luft. Lasse zuhause also einfach mal ein paar Stunden BH und Kleider weg und lasse die Brust an der Luft heilen.
Das allerwichtigste bei der Brustwarzenpflege ist das korrekte Anlegen des Kindes.
Korrektes Anlegen
Hauptaugenmerk liegt dabei auf dem Mund des Kindes. Dieser soll weit geöffnet sein und Teile des Warzenhofs sowie die Brustwarze bedecken. Die Zunge des Kindes liegt unter der Brustwarze, damit die Zunge diese am Gaumen ausmassieren kann. Das Gesicht des Kindes soll nahe an der Brust sein, damit es keinen Zug auf die Brustwarze gibt. Und auch zum Ablösen muss zuerst immer das Vakuum mit deinem Finger im Mundwinkel des Kindes gelöst werden.
Ansetzschmerz ist beim Stillen leider normal. Er soll aber nach ein paar Zügen nachlassen. Schmerzt es während der ganzen Stillmahlzeit, löse das Kind nochmals von der Brustwarze und lasse es erneut andocken.
Stillen und Gestationsdiabetes
Kinder von Müttern mit Diabetes haben ein erhöhtes Risiko, später selbst an Diabetes zu erkranken. Durch Stillen kann dieses Risiko gesenkt werden. Optimal ist die Gabe von Milch, die bereits vor der Geburt gewonnen wurde, das sogenannte Kolostrum. Auch Babys von Frauen ohne Diabetes profitieren von diesem Immun-Cocktail.
Rund 150 000 Frauen in der Schweiz leiden unter einem manifesten Diabetes. Hinzu kommen immer mehr werdende Mütter mit Schwangerschafts- bzw. Gestationsdiabetes. Fünf bis zehn Prozent aller Schwangeren sind mittlerweile davon betroffen. Die Symptome sind meist unspezifisch. Unerkannt und nicht behandelt kann Schwangerschaftsdiabetes jedoch für Mutter und Kind gefährlich werden. Die Babys dieser Mütter haben nicht nur ein erhöhtes Risiko, später selbst an Diabetes zu erkranken, sondern leiden häufig bereits unmittelbar nach der Geburt an einer Unterzuckerung. Um das abzufangen, wird diesen Neugeborenen innerhalb der ersten Lebensstunde Nahrung gegeben. Auch danach müssen die Babys alle drei bis vier Stunden gefüttert und ihr Blutzucker überprüft werden.
Im besten Fall wird keine Pulvermilch, sondern das sogenannte Kolostrum (Vormilch) gefüttert. Kolostrum ist in seiner Zusammensetzung einmalig, sie stabilisiert nicht nur den Blutzucker, sondern ist auch die optimale Ernährung für den kindlichen Darm und vermindert das Allergierisiko. Ausserdem enthält es besonders viele lebenswichtige Antikörper (Immunglobuline), die für die Immunabwehr der Babys wichtig sind.
Allerdings braucht es für die vorgeburtliche Kolostrumgewinnung eine gewisse Anleitung. Im Idealfall machen wir in der 36. Schwangerschaftswoche eine Beratung. Wir üben dann gemeinsam die Brustvorbereitung, Massage und die Gewinnung der Muttermilch. Ausserdem erhältst du sowohl das Material zum Aufbewahren der Muttermilch als auch eine Anleitung für zu Hause. Ab der 37. Schwangerschaftswoche geht es dann zu Hause mit der Kolostrumgewinnung los. Die tiefgefrorene Milch nimmst du dann mit zur Geburt.
Es braucht ein bisschen Geduld, das Ausmassieren zu erlernen. Manchmal sind es nur einige Tropfen, die sich gewinnen lassen, aber auch diese sind sehr wertvoll. Denn viele Kinder sind in der ersten Lebensstunde noch nicht bereit zum Stillen. Um zu vermeiden, dass sie bereits kurz nach der Geburt Pulvermilch erhalten, ist vorgeburtlich gewonnenes Kolostrum ideal. Die Stillförderung Schweiz empfiehlt die Kolostrumgewinnung auch bei Mehrlingsgeburten oder wenn nach einer vorhergegangenen Geburt Schwierigkeiten bei der Milchbildung aufgetreten sind. Du kannst auch nach der Geburt deine Milchmenge schneller steigern, wenn du schon vor Geburt Kolostrum gewonnen hast.
Rhythmus oder Bedarf des Kindes
Stillen soll nach neuesten Studien nicht starr einem Rhythmus folgen. Das Kind entscheidet, wann es Hunger hat. Hierbei kann alles zwischen einer und sechs Stunden normal sein. Gerade wenn es im Sommer sehr warm ist, wird dein Kind häufiger, dafür kürzer trinken wollen. Ebenfalls wird es sich bei Wachstumsschüben häufiger melden. Wie oft ein Kind trinkt ist schlussendlich auch Charaktersache; die einen haben in 10 Minuten alles verschlungen und schlafen dann sechs Stunden, andere lassen sich Zeit und geniessen die Mahlzeit über eine Stunde, haben aber in drei schon wieder Hunger. Lass dich also davon nicht verunsichern, alles im oben genannten Rahmen ist normal.
Hungerzeichen
Zu den ersten Zeichen des Kindes gehört, dass es sich anfängt zu bewegen, sich zu strecken und recken. Dann wird es beginnen seine Hände zum Mund zu nehmen, zu schmatzen oder schlecken. Wenn es dann richtig Hunger hat, wird es versuchen, an seinen Händen oder wo sonst etwas in der Mund kommt zu saugen. Erst wenn es nicht mehr weiss wie es sich sonst melden soll wird es anfangen zu weinen.
Es macht Sinn, zu versuchen, dein Kind schon anzulegen, wenn es die ersten Hungerzeichen zeigt. Weint es bereits, muss es oft zuerst beruhigt werden, bevor es überhaupt an die Brust geht. Doch keine Sorge, du lernst dein Kind sehr schnell kennen.